«Und wer liegt da richtiger? Wohl der, welcher sich das Recht heraus­nimmt, beim Schreiben der Wahrheit zu lügen; mit Methode.» (HauptsWerk)

 

MO, 21. Oktober 2019, 19.30 Uhr, Gemeindebibliothek Schulhaus Konstanzmatte

Schweizer Literatur im Gespräch

Felix Philipp Ingold: Endnoten

Lesung und Diskussion

Eintritt Fr. 10.–

 

«Doch weshalb sollte die Möglichkeit als solche, unab­hängig von ihrer Realisier­barkeit, nicht als eine latente Erscheinungs­form des Wirk­lichen gelten?» (Leben&Werk)

 

Es freut mich riesig, dass einer der ganz grossen Schweizer Schriftsteller für eine Lesung in Rothenburg zugesagt hat: Felix Philipp Ingold.

 

Felix Philipp Ingold, geboren 1942, arbeitet nach lang­jähriger Lehr- und Forschungstätigkeit (ETH Zürich, Hochschule für Wirtschafts- und Sozial­wissen­schaften St. Gallen) als Schriftsteller, Publizist und Übersetzer. Seine wissen­schaft­lichen und publizistischen Arbeiten betreffen den Bereich der Kultur- und Geistes­geschichte Russlands, der künstlerischen Avantgarde Osteuropas sowie der französischen und russischen Gegenwarts­literatur. Er lebt heute in Zürich und Romainmôtier.

Sein Werk füllt Bände (siehe den Wikipedia-Artikel zu Felix Philipp Ingold), ebenso seine Über­setzungen und wissenschaftlichen Texte. Seine drei neusten Werke, die Erzählung «Die Blind­gängerin», die «Körper­blicke» und die «Endnoten» (im Oktober), erscheinen innerhalb eines Jahres.

 

Angedacht ist ein kurzes, einführendes Gespräch mit dem Autor. Als Hauptteil dann die Lesung. Und anschliessend besteht Gelegen­heit für Fragen und eine wünschenswerte Diskussion über das Vorgelesene. In dem abschliessenden Apéro besteht Gelegenheit zu weiteren Gesprächen und Kauf / Signierung der Bücher.

Es würde mich freuen, viele Neugierige, Frage- und Diskussions­freudige zu diesem Anlass in der Gemeinde­bibliothek begrüssen zu dürfen.

 

«Verstehen ist immer eine Einschränkung» – in den Gedichten von Felix Philipp Ingold werden Wörter zerdehnt, zerklüftet, ausgefranst, überbraucht, unterspült, es gibt Brüche, Aus­buchtungen; Einschiebsel, Einsprengsel, Mengsel – jedoch stets klar durchgeformt. Der Text knüpft in diesem Sinn nicht notwendiger­weise an ein Äusseres, ein Aussen an, sondern baut sich auf aus einem Hinhören auf die Sprache selber, baut aus offen gelassenen Möglich­keiten im Gedicht eine Welt auf, die im Werden zum Wirklichen wird. (Ingrid Fichtner: Nach der Stimme)

 

 

All die unten erwähnten Publikationen von Felix Philipp Ingold werden an der Lesung erhältlich sein.

 

 

Endnoten

Mit seinen «Endnoten» präsentiert Felix Philipp Ingold eine einzigartige, verkappte Auto- und Autorbiographie am Leitfaden unterschiedlichster Lebens-, Lektüre- und Traumerfahrungen. Knappe Essais, präzise Wahrnehmungs- und Erinnerungsnotate, auch aphoristische und poetische Einsprengsel fügen sich zu einem weitläufigen Textgelände, in dem sich Privates und Epochales, Leben und Werk zu einem großen Ganzen verschränken.

 

 

Körperblicke

«Bildbetrachtung ist keine optische Einbahnstrasse – das ‹Bild- sehen› impliziert den Akt des An- und Hineinsehens ebenso wie das Aus- und Heraussehen des Bildwerks.» Felix Philipp Ingold eröffnet mit diesem Postulat einen literarischen Parcours zum Sehen und Gesehenwerden, der die Leserinnen und Leser zu Fragen und Phänomenen der Bildbetrachtung führt. Ausgehend von Rainer Maria Rilkes oft zitiertem Satz «... denn da ist keine Stelle, die dich nicht sieht...» (aus Archaischer Torso Apollos), entwickelt der Autor am Leitfaden von bildnerischen Werken der Kunstgeschichte seit der Antike bis zur klassischen Moderne und zur Gegenwartskunst sowie über Sprachwerke der europäischen Moderne eine erhellende und eindrucksvolle Untersuchung. Begleitet wird Ingolds Bildbetrachtung mit Exkursen in die Sprachkunst und die Philosophie, die die Vielfältigkeit phänomenologischer Literatur zur Kunst und zur Wahrnehmungstheorie neu erschließt.

 

Die Blindgängerin

Der Erzähler lässt den Journalisten Simon Goldin zu Beginn von Glasnost und Perestroika in die UdSSR reisen, um nach Lebenszeugnissen deutscher Kommunisten in den 1930er Jahren zu suchen. Seine russlanddeutsche, nach einem Unfall erblindete Übersetzerin Theodora Minzenberg ist ihm dabei behilflich. In Archiven stossen die beiden auf einen Feuilletonisten namens Raimar Rilke, der einst in die stalinistische Sowjetunion emigriert ist... In dreifacher zeitlicher Überblendung – 1900, 1930, 1990 – treten Goldin und Rilke in ein ingeniöses Wechselspiel der Identitäten, das Privates und Zeitgeschichtliches, Fiktives und Dokumentarisches immer wieder anders zusammenführt. Ein fulminantes Spiel mit der Plurivalenz von Fakt und Fantasie.

 

Einen tollen Einblick in Felix Philipp Ingolds Übersetzungstätigkeit gibt dieses schön gestaltete Büchlein, bietet er doch zwei Übersetzungsmöglichkeiten an. Zudem ist das Nachwort über von F. Ph. Ingold die Herausforderungen von (Lyrik)Übersetzungen sehr lesenswert.

«Gerade weil die Übersetzung dem Original niemals adäquat sein kann, sollte sie eigene poetische Qualitäten bieten, so etwas wie einen poetischen Mehrwert, der die übersetzerischen Defizite wenigstens partiell ausgleicht durch Qualitäten, die der Vorlage fehlen. Die Übersetzung sollte sich mithin als eigenständige produktive Überschreibung empfehlen können.»

 

Kunst- und Kulturkommission, Rothenburg

Buchhandlung Untertor, Sursee

 

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